Unsere weissen Nigger
umstrittener Artikel von Balz Rigendinger (Text) und Dominic Büttner (Fotos) sehr zum Unmut von Scratch und – begreiflicherweise – Mireille Campbell, Lee Perry’s Frau.
hier nur auszugsweise wiedergegen. Ungekürzte Fassung direkt unter Facts
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Perry sagt, ohne ihn wäre Marley nie gross geworden. Kenner sagen sogar, es sei Perry gewesen, der den Reggae erfunden hat. Doch breite Anerkennung blieb ihm verwehrt. Perry wurde schrill. 1992 heiratete er eine Schweizer Domina. Eine Spielzeugorgel mit Voodoo-Ritualen traktierend, hält er sich seither bei dieser verkrochen. Aufgetaucht ist er noch einige Male im Sankt-Galler Rheintal, in einem Dorf namens Weite, für Tonaufnahmen bei Fizze. Fizze gilt als Reggae-Guru der Schweiz. Zwölf Jahre lang hielten ihn die versetzten Rhythmen im Bann, heute hat er sich der experimentellen Musik zugewandt.
«Reggae ist ein geniales Vehikel», sagt Fizze, «minimalistisch, zwei Akkorde reichen, noch einfacher als der Blues.» Die Essenz sei das, was nicht gespielt werde. In die Lücken könne man alles setzen, was gut töne. Lücken? Ja. An Stelle des zweiten und des vierten Schlags werde nur der dritte gespielt, «es ist ja heiss, und man ist faul.» Er nimmt die Finger vom Piano. Bob Marley. Ein Genie. «Als Marley von Perry weg war, wurde die Musik gitarrenlastig», sagt er, «nur dass die Gitarre nicht Reggae spielte, sondern Blues. Dadurch kam Marley den Ohren der Westler sehr viel näher.»
Fizze kramt in alten Fotos, die Grössen des Reggae gaben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Linton Kwesi Johnson nahm Alben auf, Dennis Bovell war da, und Bläserlegende Rico Rodriguez lebte zwei Jahre lang bei ihm. Alle Gäste versammelte Fizze 1991, 1997 und 2000 auf der schrägsten Albumtrilogie, die je in der Schweiz produziert wurde. Sie heisst «Peeni Waali», Leuchtkäfer. «Gruezi! This is Your Captain speaking from the Cockpit of Peeni Waali flying over Switzerland. Any Questions?», gurgelt Lee Perry zur Eröffnung. Dann geht es ab.
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