Platten wie diese kämen in einer normalen, durch kalkulierendes Budgetdenken geprägten Firma nie zustande. Ihre Voraussetzung ist ein geradezu fanatischer Idealismus, ihr Nährboden eine bedingungslose Liebe zur Musik.
(Klaus Frederking – Stereo Magazin)
Internet Kommentare
vom Bad Alchemist (Januar 2012)
THE PEENI WAALI ALL STARS ShabTab (Mensch Music, AGR 017):
So alle 5 bis 4 Jahre legt der Mensch ein Ei, zuletzt Sha (2006), davor The Eve of Peeni Waali (2000).
Wer tiefer gräbt, stößt auf Kulu Hatha Mamnua (1982), und überhaupt war Fizzè mit dabei bei der ‘Imaginären Folklore’ von Nimal, Manœuvres D’Automne, L’Ensemble Rayé. Sein Herz schlägt für etwas, das als ‘Weltmusik’ zu doof getauft, besser ‘Menschmusik’ oder
‘Von Mensch zu Mensch Musik’ heißt. Dub ist das Zauberwort und lässt Fizzè vereinen, was ihm ans Herz gewachsen ist:
Marcœur, Rico, Holmer, Kwesi Johnson, Ellington, Dylan, Porter, Rota… Er kommt mir vor wie EMBRYOs Alpini Waali. Alan Kushan (Weltmusikgröße mit dem Samsara Sound System etc. und in Kollaboration mit
Pharaoh’s Daughter schon auf Tzadik zu hören), der schon ein guter Geist bei Sha gewesen ist, wurde nun mit seiner Santur einer der Chefköche bei Fizzès ‘Nouvelle cuisine orientale’. Der Diaspora-Iraner und Künstler-Vagabund, der mit engagierter Poesie an einer Gegenwelt
zur ‘Islamo-faschistischen Unterdrückung’ festhält, würzt den musikalischen Mischmasch nicht bloß, er mischt sein ganzes Können und Wollen mit ein. Sein persisches Hackbrett, sein Gesang und
Fizzès Flöten sind das Doppelherz der Musik, dazu mischt Fizzè Blasmusik von Posaune, Saxophon, Tuba, Euphonium, Klarinetten und Alphörnern (Rico Rodriguez, Steve Gregory, Dean Frazer, Shirley Hoffmann, Roland Dahinden, Paul Haag), Cello (Raphael Zweifel), Akkordeon (er selbst und Tobias Morgenstern), Gitarre (Hubert Osterwalder) und nicht zuletzt
Hammondorgel (wiederum er selbst, aber auch Barbara Dennerlein mit zwei swingenden Solos). Eins davon verschönt das Titelstück, ein sohlenkitzelndes Balkantänzchen aus dem Fundus der Amsterdam Klezmer Band mit Barraka el Farnatshi-Touch und Mitswingzwang. Bei ‘From Mahabad to St-Saëns’ schlägt Kushan den Bogen von seinem Geburtsort zur französischen Klassik, singt dazu aber den im Iran altbekannten Text von ‘Morgh-e Sahar’, Mashups und Bastard Pop sind eine Peeni Waali-Spezialität. ‘Widmung an HaFis’ singt ohne Worte nicht wirklich zum Lob des Dichters, der Goethe zu seinem ‘Diwan’ anregte, sondern meint die Noten Ha und Fis. Zu Maultrommel und Wahwah macht Kushan in einer funky Fukushima Dub-Version den ‘Shama Nin_Jah Pan’, der für die ökologische Wende plädiert. ‘Five Bells over Tokyo’ erneuert die Freundschaft mit Morgan Fisher, der zu moorsoldatischer Santur- und Flötenmelancholie auf seinen Keyboardsraritäten klimpert.
Steeldrums leiten über zum hymnischen, rhythmisch komplexen ‘Shabnam’ und seinem opulent orchestrierten Orient exotique.
Bei ‘Buddah on the frogs’ lässt Kushan Arabesken aus seinem Mund wuchern zu Dschungelsound, Alphornbordun und Gitarrenpathos, das einem das Herz auswringt. ‘Ridaan’ scheißt als aggressiver Rock mit heiser zornigem Biss auf jede Religion, die Gedankenfreiheit und Frauen unterdrückt, die verfolgt, einsperrt und mordet. ‘Nouvelle cuisine orientale’ kocht Indisch mit Hackbrett, Milchtopfpercussion und raffiniertem Klingklang von Küchenutensilien (Pascal Cuche). Die ‘Internationale’ auf einer Spieluhr führt zuletzt zu einer zartbitteren Instrumentalversion von
Robert Wyatts ‘Mass Medium’. Bitter, weil die Medien dafür sorgen, dass nur Wenige aufwachen, um reinen Tisch zu machen, und weil das letzte Wort in der Wirklichkeit oft ein leeres Wort bleibt. Es lautet Menschenrecht und ist die Glut in dieser Menschen-Musik, die Jamaika grenzenlos an die Mongolei grenzen lässt, die Schweiz an Peru, Uganda an den Balkan.
Fizzè fischt nach Komplimenten, wenn er sich bescheiden ‘Ölfass Animist in Müll Moll’ nennt, er ist ein ‘Leuchtturm der Hoffnung’, ein Indianer für Morgen, ein endemisch unorthodoxer ‘Mustafa Pum Pum’,
der einem Star wie Betty Legler ein verführerisches ‘Hidden Dreams’ von White Noise singen lässt und das zwischen Beethoven und Glass sandwicht. Irre genug? Ach, wenn’s doch nur mehr so verrückte
Hühner gäbe, who know the secrets of our yearnings. [BA 72 rbd]
Rezensionen
Von: Achim Breiling @
Schwarz, sehr viel Schwarz und etwas Weiss gibt es auf dem Cover von “Kulu/Manoeuvres” zu sehen. Düster, geheimnisvoll, eosterisch und exotisch wirkt das Bildwerk, erinnert aber auch an Kunstwerke vom schwarzen Kontinent. Die meisten der beteiligten Musiker kommen allerdings aus der Schweiz. Gilles “Dizzi” Rieder und Fizzè heissen die beiden Köpfe hinter dieser Musik. Fizzè, meist an verschiedenen Tasten tätig, war einst Tourbegleiter des schweizer RIO-Avantgarde-Urgesteins Débile Menthol, bei denen Rieder das Schlagzeug bediente, spielte aber auch auf der ersten LP von Nimal und zusammen mit Albert Marcœur und Lars Hollmer (Samla Mammas Manna).
Seine erste LP veröffentlichte Fizzè 1986 auf dem eigenen Label Mensch Records. Schon auf “Kulu Hatha Mamnua” war Gilles V. Rieder als Perkussionist beteiligt, und auf der zweiten Mensch-LP – “Manoeuvres D’Automne” – ist er der Hauptkomponist. 1996 erschienen beide LPs auf einer CD. “Kulu/Manoeuvres” ist aber nicht einfach nur einer der üblichen Twofers. Die Stücke der ursprünglichen LPs wurden teilweise neu abgemischt, neu miteinander kombiniert und durch einige neue Nummern ergänzt, so dass ein eigenes, neues Produkt entstanden ist.
Recht eigenartig ist die hier zu hörende Musik. Eine Art von Ethno-RIO oder World-Elektronik schallt hier aus den Boxen, avantgardistische Klangräume, experimentelle Soundgemälde, gemalt von einer Vielzahl von elektronischen und akustischen Instrumenten, und unterlegt mit exotischer Perkussion, unzähligen Geräusch-Samples und Effekten.
Mit “Kulu Hatha Mamnua” fängt die Scheibe noch recht harmlos an. Nahöstliche Perkussion, ein von ebendort stammendes Zupfinstrument und verschiedene exotische Klangschnipsel sorgen für Ethno-Flair. Dazu erklingen Posaune und Klarinette, ein kleiner Chor und voluminöse Keyboardflächen, und erzeugen etwas, das man vereinfachend als elektrifizierte, farbige Worldmusic bezeichnen könnte. Allerdings geht das Ganze nicht so leicht ins Ohr, wie die meisten Produktionen aus dieser Ecke des Musikschaffens. Sehr dicht verwoben sind die verschiedenen Klangfragmente und Melodielinien, und eher sperrig wälzen sich die Töne in den Gehörgängen voran. Zu beginn von “C’est loin” bekommt die Musik erstmals eine düstere Färbung, ehe das Stück in ein sehr rhythmisches, tranceartiges Perkussionskonglomerat übergeht. Mit “Animist” wird es dann richtig schräg. Hier wabern und dröhnen verschiedene Klänge durcheinander, unterlegt mit einer industriell wirkenden Schlagzeugbegleitung. Ähnlich düstere Soundwelten gibt es auch in “Mer Morte” oder “Mutation” zu hören. Dazwischen gibt es, quasi zur Erholung, ruhigere und auch heiterere Stücke, in denen mitunter ein Akkordeon für “französische” Stimmung sorgt, getragene Kirmes-/Kaffeehausmelodien vorbeiziehen, Wasser aus den Boxen plätschert, Flöten erklingen, volles Klangschweben für hypnotische Atmosphäre sorgt oder ein Saxophon ein jazziges Element einbringt. Mit “Vision of Hope” hat sich sogar eine Art jazzig-funkiger Reggae auf die Scheibe verirrt.
Mit “La Mort guette” gibt es zudem noch ein Stück mit Gesang. Recht schräg, fast punkig ist diese Nummer, mit rumpelndem Bass, sägenden Gitarren- und Keyboardklängen und einer sehr abgefahrenen Schlagzeugarbeit. Das Stück endet in einem industriellen Freak-Out. Klasse!
“Kulu/Manoeuvres” bietet ein extrem abwechslungsreiches Durcheinander an komplexem Klang, welches bisweilen an die Musik von The Future Sound Of London, Art Zoyd, Samla/Zamla oder This Heat erinnert, meistens aber ziemlich unvergleichlich aus den Boxen quillt. Wer die Werke der eben genannten Gruppen schätzt, dürfte auch gegen “Kulu/Manoeuvres” keine Aversionen entwickeln. Bestellen kann man die CD übrigens direkt bei Mensch Music.
Baby Blaue Seiten – ein unverzichtbares Portal für wirkliche Musik (Juni 2012)
Eigentlich wollte er ja keine CD mehr machen, der Fizzè aus Weite in der Ostschweiz an der Grenze zu Lichtenstein. Aber, dann kam es doch anders. Der Babyblaue Leser mit gutem Gedächtnis kennt Fizzè von “Sha” und “Kulu/Manoeuvres“. Weltmusikalisches, Jazzrock, Avantgardistisches und Progressives vermengt der Schweizer meist, der der Neuenburger RIO-Schule entstammt, dem Umfeld von Bands wie Debile Menthol, Nimal und dem Ensemble Rayé. Viel ist er rumgekommen in der (Musik)welt, doch offenbar hat er sich dann irgendwann zur Ruhe gesetzt (zumindest als selbstschaffender Recording Artist, als Produzent, Toningenieur und Gastmusiker war er weiterhin sehr aktiv), war doch das 2006 erschienen “Sha” bis vor Kurzem das letzte musikalische Lebenszeichen von Peeni Waali.
2009 kam dann Alan Kushan, der auf “Sha” schon als akustischer Gast zu hören war (persönlich hatte man sich noch nie getroffen), zu Besuch in die Schweiz. Der persische Santur-Virtuose und Sänger initiierte schnell einige musikalische und kompositorische Arbeiten, die dann bei einem erneuten, ausgedehnten Aufenthalt im Mensch-Studio in Weite ausgebaut und perfektioniert wurden. Und dann war es passiert, Fizzè war infiziert und es entstand ein weiteres Klangwerk, welches erweitert um diverse Gastbeiträge und perfekt produziert als nun wirklich letztes Album (ja ja … sag niemals nie!) von Peeni Waali Anfang 2012 auf CD veröffentlicht wurde.
Weltmusik gibt es auf “Sha Tab” zu hören, mehr oder weniger. Kushans Santur (die persische Version eines Psalteriums, also eine Art Hackbrett) und sein Gesang bilden die Grundlage der meisten Stücke. Dazu kommen floydig-spacige E-Gitarren, allerlei flächige Sounds und natürliche Geräusche, Vintage-Georgel, Polka-Akkordeon, einiges an Gebläse (Sax, Tuba, Posaune, Alphorn, Flöten und Klezmerklarinetten), Cello, warm brummende bis knackig knurrende Bässe, Maulgetrommel, Schlagzeug, diverse weitere Perkussion und sonst noch so allerlei Geklapper und Geklimper. Mit den Produkten all dieser Klangerzeuger braut Fizzè hier seinen Welt-Artrock oder progressiven Ethno-Jazzrock aus Jazz, Rock, Ambientklängen, Exotischem, Alpenfolklore, Polkakammerrock, Dub, etwas symphonischem Retroprog und verqueren RIO-Reminiszenzen.
Das Ergebnis ist eine ausgesprochen unterhaltsame und farbige Angelegenheit, die zwischen flottem Perserprog (dominiert von den kernig-gefühlvollen “Gehacke” Kushans), eher getragenen Kaffeehausklängen, urigem Akkordeontänzen, von E-Gitarren bzw. Querflöten und Sax getragenen Jazzrockausflügen, tiefgründigen Klangseen mit Ambientgrundlage, orchestralem Ethnokammerprog, kantigerem Wordrock (“Ridaan”) und filigranen, dicht vernetzten Instrumentalwechselspielen hin und her schwankt. Zum Abschluss gleitet dann eine getragene Santur-Kammerjazz-Version von Robert Wyatts “Mass Medium” (vom Album “Old Rottenhat“) aus den Boxen.
Ein weltumfassendes Gemenge an unkonventionellem, etwas verrücktem, dicht verwobenem, aber durchaus rundem und wunderbar transparent produziertem Klang ist auf “Sha Tab” zu finden, das auf sehr sympathische Art und Weise einen ganz eigenen, locker-eindringlichen Charakter entfaltet. Ich variiere einfach mein Fazit zu “Sha” und wende es hier wieder an: Wer einmal etwas anderes hören möchte, wer exotische und anspruchsvolle Klänge schätzt, der sollte in “Shab Tab” dringend einmal reinhören!
Vom schwedischen Klangzauberer und Melodien-Erfinder Lars Hollmer gibt es ein letztes posthumes Album “With Floury Hand”, liebevoll zusammengestellt von seinem Sohn. Dazu über 60 Minuten Bildmaterial von 2008, neben einem französischen Festival kommt zum Schluss auch eine winzige Kulturbeiz aus der Ostschweiz zum Zuge, aus einer Ortschaft mit dem schönen Namen Weite: ein Duo-Auftritt mit Peeni Waali-Begründer Fizzè. Der Rec Rec-Reporter war natürlich informiert vor Ort – und kam gar unbeabsichtigt ins teilweise verwackelte Bild…
Auf Barbara Dennerleins Januar 2012 Info-Letter fanden wir den freundlichen Link: Shab Tab
So heißt die neue CD des Schweizer Multiinstrumentalisten Fizzè, der dieses Projekt gemeinsam mit Alan Kushan verwirklicht hat. Unterstützung holten sich beide bei zahlreichen weiteren Musikern. Und deshalb wurde die Musikergemeinschaft flugs zur “Peeni Waali All Stars” ernannt. Hier treffen Hammondorgel auf Milkpots, Tuba und Euphonium auf Santur, Cello auf Hackbrett. Eine wild erscheinende Mischung, doch fügen sich die unterschiedlichen Klänge auf magische Weise harmonisch ineinander. Barbara Dennerlein wirkte beim Titelstück und bei einem weiteren Titel mit. Die CD ist direkt beim Originator erhältlich. Und es gibt zum reinhören und anschauen ein Video
Rezensionen Von: Achim Breiling @
Peeni Waali ist wohl Fizzè (siehe Kulu/Manoeuvres), ein Gewächs der Schweizer RIO-Folk-Szene, die um die ehemaligen Mitglieder von Debile Menthol entstanden ist (siehe auch L’Ensemble Rayé und Nimal). Schildpatt ist vermutlich Roland Schiltknecht, oder Gabriel Schiltknecht, oder beide. “Sha” ist jedenfalls das neueste Werk von Fizzè und den Schildknechts. Aufgenommen wurde das Album, so steht’s innen im Digipack, im Mensch Studio in Weite, im Haus der Schildknechts, in den Alpen, in Jamaika, in Paris, in Ghana, in Hongkong, in England, in München, in Neuchatel und noch an einigen anderen, inzwischen vergessenen Orten. Auch die große Zahl an Musikern die hier beteiligt waren (auch wenn die meisten nur in ein oder zwei Nummern auftauchen) belegt, dass hier eine außergewöhnliche Mischung geboten wird.
Als progressiven World-Jazzrock würde ich die Musik von Peeni Waali vs. Schildpatt bezeichnen. Exotisches, Jazz, Rock, Ambientklänge und Alpenfolklore werden hier vermengt, versehen mit einem Schuss Polkakammerrock, Dub, Reggae, Improvisiertem, RIO und Drum & Bass. Bass und recht viel Perkussion treiben die Nummern voran. Dazu erklingen allerlei seltsame und weniger seltsame Instrumente, die sich mitunter in den Vordergrund arbeiten (und das dann sehr virtuos), bzw. sich klangfüllend eher im Hintergrund aufhalten: Hackbrett, Santur (auch eine Art Hackbrett), Alphorn, Akkordeon, Hammondorgel, E-Gitarre, Sax, Flöte, Posaune, Cello, Violine, Didgeridoo, Mandoline, Ukulele und einige mehr. Gesungen und gesprochen wird auch gelegentlich, insbesondere von einer Gruppe mongolischer Kehlkopfsänger. Schließlich gibt es noch diverse Sounds und Geräusche, Soundscapes und Tierlaute (und natürlich echtes Schweizer Kuhglockengebimmel) zu hören. Das Ergebnis ist eine sehr druckvoll und ausgewogen produzierte Mischung aus Jazz, Rock und Folkloristischem, welches mal asiatisch, mal afrikanisch, mal irisch-gälisch, mal alpenländisch beeinflusst zu sein scheint. Fast immer zu hören ist das Hackbrett von Roland Schildknecht, mit seinen charakteristischen, perlenden und gehämmerten Saitenklängen. Das ergibt ausgesprochen interessante Kontraste, z.B. in “Sha-King Reggae”, wenn zu Reggaerhythmen gehackt wird. Sehr gut kommen auch die Stellen, in denen Peter Gisler mit dem Alphorn dazwischentutet, in “Tierfehd City” z.B., in dem Akkordeon, Didgeridoo und Alphorn für sonores Röhren sorgen.
Ethnojazzrock, Worldprog, Ambientfolklore … so etwas in der Art machen Fizzè und Kollegen hier. Sehr klangvoll, locker und abwechslungsreich, ja spannend ist das Ganze jedenfalls. Durchaus melodiös noch dazu, gut anhörbar, auch wenn ich weiter oben etwas von Improvisiertem und RIO geschrieben habe. Kurzum: Wer einmal etwas anderes hören möchte, wer exotische Klänge schätzt, anspruchsvoll und jazzig-rockend dargeboten, der sollte hier einmal reinhören!
Ach ja, fast hätte ich’s vergessen! “Sha Zoo” wird auch konservative Progger zum Schmunzeln bringen. In dieser “Hommage to Gentle Giant” sind unzählige Fragmente und Fitzelchen aus Stücken der großen Band verwoben. Zudem röhrt hier Barbara Dennerleins Hammond wunderbar nach Vintage-Art. Tolles Stück! Tolle Platte!
über SHA
Die drei ersten Titel knüpfen persisch/arabische (?) und schweizer (“Grüezzi”) Klänge zu einem herrlichen, leicht groovenden Klangbild, dem ich unbegrenzt zuhören kann. Ein Orgelsolo von Barbara Dennerlein, ein Sax-Solo von Steve Gregory, die beiden Hackbretter persischer (Alan Kushan auf der Santur) und schweizer Provenienz (Roland Schildknecht), alles passt, ist spannend gemischt (Fizzès Spezialität) und fließt in einem völlig entspannten Strom ins Ohr hinein.Dann kommen ein Balafon und westafrikanische Klänge (auf Balakan) hinzu; kaum hat man den Wechsel der Klangfarben registriert, spielt Fizzé ein eingängiges, sehr europäisches Flötensolo in den Track hinein, bei dem man sich einen Reigentanz unter der Linde vorstellen mag, ein liebender Meister (Ljubo Majstorovic) spielt Gitarre …Balakan ist toll.Der Klasiker von Peeni Waali darf nicht fehlen und folgt, selbstverständlich wieder in neuem Mix: “Beacon Of Hope“, mit LKJs Stimme, Ricos Horn … Diesmal über 7 Minuten … mit allem, was man sich wünschen kann. Es gewinnt an Fahrt, zunächst unmerklich, dann mit Barbara Dennerleins Hammond mehr – dann mit Ricos Horn stoppt der Drive, Johnson spricht sein Gedicht vor dem Klang von Flöte und Hackbrett, der Drive kehrt zurück, Akkordeon stimmt ein in den Jubel bis die Posaune von Rico dem ganzen die Krönung verleiht. Die beste Version – so far!”Cliché Alpum” beginnt, wo Beacon endete, mit Ricos Horn, untermalt von Kuhglocken, dann stimmen Hackbrett und Jodler eine kleine Melodie an gegen die dann eine ebenso kleine arabische Melodie gesetzt wird. So harmonisch, Integration perfekt!Nach “Tannz(apfel)” folgt “Sha-King Reggae”, dem Rico einen markanten Tupfer aufsetzen kann. Daniel Spahni, der auch auf Lee Perry’s letztem Album die Drums spielte, ist für den federleichten Rhythmus zuständig.Es folgen die sog. Bonustracks: Tribal Tunsch’s Hokus Pokus, eine lange Version von Der mit dem Derwisch tanzt (kann gar nicht lang genug sein), und dann schließlich Alpini Waali, ein ganz hübsches, kleines Stückchen Fizzè’scher Spielerei zum Abschluss.Warum gibt’s das nicht alle 3 statt alle 6 Jahre?- braunov, Jan. 2007
9. Peeni Waali – Skarab
In der taz wurde die CD “The Dawn Of Peeni Waali” (1990) als Platte des Jahrhunderts bezeichnet. Oder wie Fizzè sagen würde: gerügt… Mehr über Fizzè und sein Projekt Peeni Waali erfährt man hier:http://www.mensch3000.ch. CD’s kann man von ihm nur über diese Mailadresse erhalten. (Schweiz)
Der Muezzin stammt übrigens aus Dschidda (Saudi Arabien). Anfang der 80er nahm Fizzè ihn dort auf einem Marktplatz auf. Mitte der 90er hatte Fizzè tatsächlich die Gelegenheit, dem Muezzin dieses Stück vorzuspielen. Er war über diese “Gotteslästerung” empört. Es ist ein weiter Weg zur Verständigung zwischen den Menschen auf dieser Welt… Den Baß spielt übrigens Robbie Shakespeare, den man auf jeder zweiten Platte findet ;-). Zum Beispiel oft bei den Rolling Stones.
Der Leuchtkäfer flog aus Jamaika in die Schweiz und brachte eine Trilogie von Platten hervor, die mit dieser jüngsten Veröffentlichung (vorläufig) abgeschlossen wurde. Die Musik, die hier zusammenfloss, ist nichts anderes als großartige, mit einem Reggaebeat unterlegte Weltmusik. Wer sonst hat schon Titel von Dylan und George Brassens hintereinandergekoppelt, Reggae mit Schweizer Käse („Emmentaler Dep“) verknüpft und alles mit arabischem Straßenlärm unterlegt?
Peeni Waali entstand Ende der achtziger Jahre, als Fizzé, eine schweizer Reggaeformation, die Heart Beat Band, produzieren sollte, aber keine Ahnung von Reggae hatte. Er reiste kurzentschlossen nach Kingston und spielte über früher aufgenommene Basictracks in den MusicWorks, Penthouse und Mixing Lab Studios Spuren mit Musikern wie Dean Fraser (sax), Robbie Shakespeare (b), Rico (tb) und Deadley Headley (sax) ein.
Rico Rodriguez folgte in die Schweiz und im Laufe der Jahre viele weitere Musiker, von Linton Kwesi Johnson über Barbara Dennerlein bis zu Georgie Fame. Nur Lee Perry selbst musste nicht weit anreisen, um seine Kommentare über die Tracks zu verstreuen.
The Eve of Peeni Waali versammelt einen atemberaubenden Mix aus dem über Jahre gesammelten Material. Neue Titel werden ergänzt durch Neuabmischungen und Dubversions älterer Aufnahmen. „Beacon of Hope“, das Lied über Peeni Waali, wie der Leuchtkäfer in Jamaika genannt wird, mit LKJ, der Dennis Bovell Dub Band und Rico’s Posaune. Es gibt eine Wiederbegegnung mit „Rockaman Soul“, einem Titel, der abgeleitet vom Gospel Rock My Soul um 1960 in Jamaika erstmals für Furore sorgte, ebenso wie eine Wiederveröffentlichung der Aufnahmen, wegen derer Fizzè 1987 eigentlich nach Jamaika gereist war, die Aufnahmen der 89er Crossroads-Maxi der Heart Beat Band feat. Rico. CD1 öffnet mit Alton Ellis‘ Klassiker „I’m Still In Love With You“, gefolgt von „Beautiful Lady“, bei dem die Hornsection gleich doppelt besetzt ist: auf der einen Seite liefern Rico und Deadley Headley ihre eingespielten, weichen Linien, denen auf der anderen Dean Fraser’s Solo auf dem Altsaxophon gegenübersteht. „Game“ eröffnet CD2: die Komposition von Fizzè wird beflügelt von Barbara Dennerlein‘s Hammond B3 Orgelspiel sowie dem Gleichklang von Jodel und jamaikanischer Posaune über einem Reggae-Riddim. Da das alles ebenso unvorstellbar ist wie das, was Lee Perry über die Schweiz und diese Musik zu sinnieren hat, sollte man sie sich anhören.
(Bezug der CDs direkt über www.mensch3000.ch)
– Mr. Braunov, 19.1.2000
gesehen auf Swiss Music News:
Fizzè hat es geschafft: sechs Jahre nach Veröffentlichung des schweizerisch-jamaicanischen Meisterwerkes «Peeni Waali» (Leuchtkäfer) hat der Initiant und Produzent die Fortsetzung des auf Kulturaustausch und Klangvielfalt ausgelegten Gemeinschaftsprojektes im Kasten.The Return of Peeni Waali» wurde von nicht weniger als 44 Interpreten eingespielt, darunter Taj Mahal, Linton Kwesi Johnson, Rico Rodriguez, Lee Scratch Perry, eine fantastische Barbara Dennerlein oder Gilles ‘Dizzi’ Rieder). Eine Pre-Release-Edition gibt’s bei Fizzès Firma Mensch Music (Tel.: 081-783 33 69), eine gekürzte internationale Fassung soll auf dem britischen Label LKJ erscheinen, ein CH-Vertrieb wird noch gesucht.
Nach der 1991 erschienenen ersten CD von Peeni Waali («The Dawn Of…») und der einer Fortsetzung 1997 («The Return») hat Mastermind ‚Fizzè‘ ein weiteres Oeuvre vorbereitet. Immerhin konnte er hierfür auf zahllose unfertige Aufnahmen früherer Sessions zurückgreifen, andererseits haben sich seither auch einige neue Ideen angesammelt. Diese wurden wiederum mit einer grossen Zahl von Mitwirkenden aus der ganzen Welt realisiert und zu einer mal lüpfigen, mal psychedelisch anmutenden, mal queren und dann wieder – Reggae und Dub sei Dank – sehr eingängigen Melange aufbereitet. Für Überraschungen ist jedenfalls gesorgt und auch für auskriechende Spielzeit, wird diese Trilogie doch mit einer Doppel-CD abgeschlossen.
Wer Rico, LKJ (Linton Kwesi Johnson), Robbie Shakespeare, Barbara Dennerlein und und und mag, sollte unbedingt einen Blick auf das Peeni Waali-Projekt des Schweizers Fizzè werfen. Der war übrigens zeitweise Produzent von Gentle Giant (auch so eine mittlerweile zu Unrecht vergessene Band).
Die CD’s von ihm gibt’s nicht im Handel, sondern nur direkt bei Mensch Music zu bestellen. Aber es lohnt sich absolut. Die “Return Of The Peeni Waali” wurde übrigens von der taz als Platte des Jahrhunderts bezeichnet (was auch immer das heißen soll). Darauf befindet sich der geniale Opener “Nice Time” mit Lee “Scratch” Perry – ein Reggae-Stück mit Schweizer-Folklore-Elementen.
aus dem Bestellkatalog vom besten Plattenshop der Schweiz (RecRec Zürich) und hoi Veit!
FIZZE / DIZZI Kulu /Manoeuvres (80-87/96) 32.00
73:59/24. Mit “Kulu Hatha Mamnua” (80-85) hat FIZZE aka PEENI WAALI aka MENSCH MUSIC sehr schön die Stimmung der MADE TO MEASURE-Serie auf Crammed Records eingefangen. Dieses frühe Dokument einer universellen ‚World Music‘ aus der Schweiz geht eindeutig musikalisch in dieselbe Richtung. Es ist dann auch kein Zufall, dass FIZZE die beiden Stücke “Odessa” (AKSAK MABOUL) und “Tonöga” (LARS HOLLMER) covert. – Gekoppelt mit “Manoeuvres D’Automne” (87) von GILLES-V. ‚DIZZI‘ RIEDER, damals bei DEBILE MENTHOL, heute bei HALF JAPANESE. Sein Album ist dunkler & dramatischer, mit sehr mitreissenden Passagen. Zwei Platten, auf dieser CD in der Songfolge durcheinandergemischt, die aber bestens miteinander harmonisieren. Mit 6 Bonustracks Limited Edition!