“Fizzè” ist Hausmann. Der 45-jährige lebt mit seiner Familie im schweizerischen Weite, einem Nest an der Grenze zu Liechtenstein. Tja, was gibt’s sonst über Fizzè zu sagen – ach ja, er wohnt in einem alten Bauernhaus. “Da beherbergen wir auch die Jungs”, sagt Fizzè. “Die Jungs”, das sind Stars wie der Edel-Rhythm & Blueser Georgie Fame, Reggae-Poet Linton Kwesi Johnson, Blues-Ikone Taj Mahal oder Reggae-Altmeister Lee “Scratch” Perry.
Die machen bei Fizzè Urlaub – oder Musik. Meistens beides. Und Fizzè macht dann Platten draus: Reggae-Grooves, Rock-Riffs, Blues-, Jazz-, Jodel- und Hackbrett-Klänge – unter dem Projektnamen Peeni Waali (jamaikanisch: Leuchtkäfer) produziert der Multiinstrumentalist seine eigene Weltmusik. Fünf Jahre nach dem Debüt-Album (“The Dawn of Peeni Waali”) nun “The Return of Peeni Waali”. Ein stilistischer Überflieger, schräg-genial, irgendwo zwischen Haindling, Bob Marley und Manu Dibango.
Angefangen hat alles 1987 auf Jamaika. “Da hab’ ich mich ein wenig um eine ältere Dame gekümmert. Eines Tages sagte sie, ich müsse ihren Sohn kennenlernen. Das war Rico”. Der Rico, Ska-Posaunist erster Güte. Fizzè: “Am nächsten Tag stand ich dann im Studio – mit (Basslegende) Robbie Shakespeare.” Der Grundstein der Kingston-Weite-Connection war gelegt. Und alle kamen in die Schweiz: Rico, Linton Kwesi Johnson, Lee “Scratch” Perry. Sie blieben mal Wochen, mal Monate und brachten ihre Musik mit ein.”
So beginnt “Nice Time” mit Ukulele und Hackbrett, um dann im Ska-Beat einen wunderbaren Klangteppich für den Sprechgesang von Lee “Scratch” Perry und das Jodeln von Heinz Vetsch zu weben. “Heinz ist ein Kumpel, der mit mir im Kirchenchor singt”, erzählt Fizzè. Nachbarschaftshilfe. Bei Barbara Dennerlein war der Weg weiter, doch auch sie kam – und spielte höllische Orgel-Takes ein, nachzhören zum Beispiel auf “(Hip) Hop Schwiiz!”, einem knackigen Instrumental. Apropos Instrumentals: “Ich bin nicht so ein Fan der menschlichen Stimme”, bekennt Fizzè. Trotzdem hat sich so mancher Vokalist auf “The Return” eingeschlichen. Um Taj Mahals genialen “Blues for Eddie Boyd” wär’s auch schade. Oder um Fizzès französische Version des Dylan-Songs “Animals”. “Das sollte ein lustiges Geburtstagslied für mein Patenkind sein”, erzählt Fizzè. Und lustig muss es schon sein, Titel wie der abgedrehte Jodel-Chor “Nomol Eis” sprühen vor Selbst-Ironie. Fizzè: “Wenn man nicht über sich selbst lachen kann, dann kann man auch Techno machen.”
Artikel von Michael Kallinger, erschienen in “Audio” (D), Ausgabe 12/97