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Platten wie diese kämen in einer normalen, durch kalkulierendes
Budgetdenken geprägten Firma nie zustande. Ihre Voraussetzung ist ein
geradezu fanatischer Idealismus, ihr Nährboden eine bedingungslose Liebe
zur Musik.
(Klaus Frederking - Stereo Magazin)
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vom Bad Alchemist (Januar 2012)
THE PEENI WAALI ALL STARS
ShabTab
(Mensch Music, AGR 017):
So alle 5 bis 4 Jahre legt der Mensch ein Ei,
zuletzt
Sha
(2006), davor
The Eve of Peeni Waali
(2000).
Wer
tiefer gräbt, stößt auf
Kulu Hatha Mamnua
(1982), und überhaupt war Fizzè mit dabei bei der
'Imaginären Folklore' von Nimal,
Manœuvres D'Automne, L'Ensemble Rayé.
Sein Herz schlägt für etwas, das
als 'Weltmusik' zu doof getauft, besser 'Menschmusik' oder
'Von Mensch
zu Mensch Musik' heißt.
Dub ist das Zauberwort und lässt Fizzè vereinen,
was ihm ans Herz gewachsen ist:
Marcœur, Rico, Holmer, Kwesi Johnson,
Ellington, Dylan, Porter, Rota... Er kommt
mir vor wie EMBRYOs Alpini
Waali.
Alan Kushan (Weltmusikgröße mit dem Samsara Sound System etc. und
in Kollaboration mit
Pharaoh's Daughter schon auf Tzadik zu hören), der
schon ein guter Geist bei
Sha
gewesen ist,
wurde nun mit seiner Santur einer der Chefköche bei Fizzès 'Nouvelle
cuisine orientale'.
Der Diaspora-Iraner und Künstler-Vagabund, der mit
engagierter Poesie an einer Gegenwelt
zur 'Islamo-faschistischen
Unterdrückung' festhält, würzt den musikalischen Mischmasch nicht bloß,
er mischt sein ganzes Können und Wollen mit ein. Sein persisches
Hackbrett, sein Gesang und
Fizzès Flöten sind das Doppelherz der Musik,
dazu mischt Fizzè Blasmusik von Posaune,
Saxophon, Tuba, Euphonium,
Klarinetten und Alphörnern (Rico Rodriguez, Steve Gregory,
Dean Frazer, Shirley
Hoffmann, Roland Dahinden, Paul Haag), Cello (Raphael
Zweifel),
Akkordeon (er selbst und Tobias Morgenstern), Gitarre (Hubert Osterwalder) und nicht zuletzt
Hammondorgel (wiederum er selbst, aber
auch Barbara Dennerlein mit zwei swingenden Solos).
Eins davon verschönt
das Titelstück, ein sohlenkitzelndes Balkantänzchen aus dem Fundus der
Amsterdam Klezmer Band mit Barraka el Farnatshi-Touch und Mitswingzwang.
Bei 'From Mahabad to St-Saëns'
schlägt Kushan den Bogen von seinem Geburtsort zur französischen
Klassik, singt dazu aber den im Iran altbekannten Text von 'Morgh-e
Sahar', Mashups und
Bastard Pop sind eine Peeni Waali-Spezialität.
'Widmung an HaFis' singt ohne Worte nicht wirklich zum Lob des
Dichters, der Goethe zu
seinem 'Diwan' anregte, sondern meint die Noten
Ha und Fis.
Zu Maultrommel und Wahwah macht Kushan in einer funky
Fukushima Dub-Version den
'Shama Nin_Jah Pan', der für die ökologische
Wende plädiert.
'Five Bells over Tokyo' erneuert die Freundschaft mit
Morgan Fisher, der zu moorsoldatischer
Santur- und Flötenmelancholie auf
seinen Keyboardsraritäten klimpert.
Steeldrums leiten über zum
hymnischen, rhythmisch komplexen 'Shabnam' und seinem
opulent
orchestrierten Orient exotique.
Bei 'Buddah on the frogs' lässt Kushan
Arabesken aus seinem Mund wuchern zu Dschungelsound,
Alphornbordun und
Gitarrenpathos, das einem das Herz auswringt.
'Ridaan' scheißt als
aggressiver Rock mit heiser zornigem Biss auf jede Religion, die
Gedankenfreiheit
und Frauen unterdrückt, die verfolgt, einsperrt und
mordet.
'Nouvelle cuisine orientale' kocht Indisch mit Hackbrett,
Milchtopfpercussion und raffiniertem Klingklang
von Küchenutensilien
(Pascal Cuche).
Die 'Internationale' auf einer Spieluhr führt zuletzt zu
einer zartbitteren Instrumentalversion von
Robert Wyatts 'Mass Medium'.
Bitter, weil die Medien dafür sorgen, dass nur Wenige aufwachen,
um
reinen Tisch zu machen, und weil das letzte Wort in der Wirklichkeit oft
ein leeres Wort bleibt.
Es lautet
Menschenrecht
und ist die Glut in dieser Menschen-Musik, die Jamaika grenzenlos an
die
Mongolei grenzen lässt, die Schweiz an Peru, Uganda an den Balkan.
Fizzè
fischt nach Komplimenten, wenn er sich bescheiden 'Ölfass Animist in
Müll Moll' nennt,
er ist ein 'Leuchtturm der Hoffnung', ein Indianer für
Morgen, ein endemisch unorthodoxer 'Mustafa Pum Pum',
der einem Star wie
Betty Legler ein verführerisches 'Hidden Dreams' von White Noise singen
lässt und
das zwischen Beethoven und Glass sandwicht. Irre genug? Ach,
wenn's doch nur mehr so verrückte
Hühner gäbe,
who know the secrets of our
yearnings.
[BA 72 rbd]

Rezensionen
Von:
Achim Breiling
@
Schwarz, sehr viel Schwarz und etwas Weiss gibt es auf dem Cover von "Kulu/Manoeuvres"
zu sehen. Düster, geheimnisvoll, eosterisch und exotisch wirkt das Bildwerk,
erinnert aber auch an Kunstwerke vom schwarzen Kontinent. Die meisten der
beteiligten Musiker kommen allerdings aus der Schweiz. Gilles "Dizzi" Rieder und
Fizzè heissen die beiden Köpfe hinter dieser Musik. Fizzè, meist an verschiedenen Tasten tätig, war einst Tourbegleiter
des schweizer RIO-Avantgarde-Urgesteins Débile Menthol, bei denen Rieder das
Schlagzeug bediente, spielte aber auch auf der ersten LP von Nimal und zusammen
mit
Albert Marcœur und Lars Hollmer (Samla
Mammas Manna).
Seine erste LP veröffentlichte Fizzè 1986 auf dem eigenen
Label Mensch Records. Schon auf "Kulu Hatha Mamnua" war Gilles V. Rieder als
Perkussionist beteiligt, und auf der zweiten Mensch-LP - "Manoeuvres D'Automne"
- ist er der Hauptkomponist. 1996 erschienen beide LPs auf einer CD. "Kulu/Manoeuvres"
ist aber nicht einfach nur einer der üblichen Twofers. Die Stücke der
ursprünglichen LPs wurden teilweise neu abgemischt, neu miteinander kombiniert
und durch einige neue Nummern ergänzt, so dass ein eigenes, neues Produkt
entstanden ist.
Recht eigenartig ist die hier zu hörende Musik. Eine Art von Ethno-RIO oder
World-Elektronik schallt hier aus den Boxen, avantgardistische Klangräume,
experimentelle Soundgemälde, gemalt von einer Vielzahl von elektronischen und
akustischen Instrumenten, und unterlegt mit exotischer Perkussion, unzähligen
Geräusch-Samples und Effekten.
Mit "Kulu Hatha Mamnua" fängt die Scheibe noch recht harmlos an. Nahöstliche
Perkussion, ein von ebendort stammendes Zupfinstrument und verschiedene
exotische Klangschnipsel sorgen für Ethno-Flair. Dazu erklingen Posaune und
Klarinette, ein kleiner Chor und voluminöse Keyboardflächen, und erzeugen etwas,
das man vereinfachend als elektrifizierte, farbige Worldmusic bezeichnen könnte.
Allerdings geht das Ganze nicht so leicht ins Ohr, wie die meisten Produktionen
aus dieser Ecke des Musikschaffens. Sehr dicht verwoben sind die verschiedenen
Klangfragmente und Melodielinien, und eher sperrig wälzen sich die Töne in den
Gehörgängen voran. Zu beginn von "C'est loin" bekommt die Musik erstmals eine
düstere Färbung, ehe das Stück in ein sehr rhythmisches, tranceartiges
Perkussionskonglomerat übergeht. Mit "Animist" wird es dann richtig schräg. Hier
wabern und dröhnen verschiedene Klänge durcheinander, unterlegt mit einer
industriell wirkenden Schlagzeugbegleitung. Ähnlich düstere Soundwelten gibt es
auch in "Mer Morte" oder "Mutation" zu hören. Dazwischen gibt es, quasi zur
Erholung, ruhigere und auch heiterere Stücke, in denen mitunter ein Akkordeon
für "französische" Stimmung sorgt, getragene Kirmes-/Kaffeehausmelodien
vorbeiziehen, Wasser aus den Boxen plätschert, Flöten erklingen, volles
Klangschweben für hypnotische Atmosphäre sorgt oder ein Saxophon ein jazziges
Element einbringt. Mit "Vision of Hope" hat sich sogar eine Art jazzig-funkiger
Reggae auf die Scheibe verirrt.
Mit "La Mort guette" gibt es zudem noch ein Stück mit Gesang. Recht schräg,
fast punkig ist diese Nummer, mit rumpelndem Bass, sägenden Gitarren- und
Keyboardklängen und einer sehr abgefahrenen Schlagzeugarbeit. Das Stück endet in
einem industriellen Freak-Out. Klasse!
"Kulu/Manoeuvres" bietet ein extrem abwechslungsreiches Durcheinander an
komplexem Klang, welches bisweilen an die Musik von
The
Future Sound Of London,
Art
Zoyd,
Samla/Zamla
oder
This Heat erinnert, meistens aber ziemlich unvergleichlich aus den Boxen
quillt. Wer die Werke der eben genannten Gruppen schätzt, dürfte auch gegen "Kulu/Manoeuvres"
keine Aversionen entwickeln. Bestellen kann man die CD übrigens direkt bei
Mensch Music.
Anspieltipp(s): |
durchhören! |
Vergleichbar mit: |
|
|
Veröffentlicht am: |
7.7.2005 |
Letzte Änderung: |
7.7.2005 |
|
|
Baby Blaue Seiten - ein
unverzichtbares Portal für wirkliche Musik (Juni 2012)
Eigentlich wollte er ja keine CD mehr machen, der
Fizzè aus Weite in der Ostschweiz an der Grenze zu Lichtenstein. Aber,
dann kam es doch anders. Der Babyblaue Leser mit gutem Gedächtnis kennt
Fizzè von "Sha"
und "Kulu/Manoeuvres".
Weltmusikalisches, Jazzrock, Avantgardistisches und Progressives
vermengt der Schweizer meist, der der Neuenburger RIO-Schule entstammt,
dem Umfeld von Bands wie Debile Menthol, Nimal und dem Ensemble Rayé.
Viel ist er rumgekommen in der (Musik)welt, doch offenbar hat er sich
dann irgendwann zur Ruhe gesetzt (zumindest als selbstschaffender
Recording Artist, als Produzent, Toningenieur und Gastmusiker war er
weiterhin sehr aktiv), war doch das 2006 erschienen "Sha" bis vor Kurzem
das letzte musikalische Lebenszeichen von Peeni Waali.
2009 kam dann Alan Kushan, der auf "Sha"
schon als akustischer Gast zu hören war (persönlich hatte man sich noch
nie getroffen), zu Besuch in die Schweiz. Der persische Santur-Virtuose
und Sänger initiierte schnell einige musikalische und kompositorische
Arbeiten, die dann bei einem erneuten, ausgedehnten Aufenthalt im
Mensch-Studio in Weite ausgebaut und perfektioniert wurden. Und dann war
es passiert, Fizzè war infiziert und es entstand ein weiteres Klangwerk,
welches erweitert um diverse Gastbeiträge und perfekt produziert als nun
wirklich letztes Album (ja ja ... sag niemals nie!) von Peeni Waali
Anfang 2012 auf CD veröffentlicht wurde.
Weltmusik gibt es auf "Sha Tab" zu hören, mehr
oder weniger. Kushans Santur (die persische Version eines Psalteriums,
also eine Art Hackbrett) und sein Gesang bilden die Grundlage der
meisten Stücke. Dazu kommen floydig-spacige E-Gitarren, allerlei
flächige Sounds und natürliche Geräusche, Vintage-Georgel,
Polka-Akkordeon, einiges an Gebläse (Sax, Tuba, Posaune, Alphorn, Flöten
und Klezmerklarinetten), Cello, warm brummende bis knackig knurrende
Bässe, Maulgetrommel, Schlagzeug, diverse weitere Perkussion und sonst
noch so allerlei Geklapper und Geklimper. Mit den Produkten all dieser
Klangerzeuger braut Fizzè hier seinen Welt-Artrock oder progressiven
Ethno-Jazzrock aus Jazz, Rock, Ambientklängen, Exotischem,
Alpenfolklore, Polkakammerrock, Dub, etwas symphonischem Retroprog und
verqueren RIO-Reminiszenzen.
Das Ergebnis ist eine ausgesprochen unterhaltsame
und farbige Angelegenheit, die zwischen flottem Perserprog (dominiert
von den kernig-gefühlvollen "Gehacke" Kushans), eher getragenen
Kaffeehausklängen, urigem Akkordeontänzen, von E-Gitarren bzw.
Querflöten und Sax getragenen Jazzrockausflügen, tiefgründigen Klangseen
mit Ambientgrundlage, orchestralem Ethnokammerprog, kantigerem Wordrock
("Ridaan") und filigranen, dicht vernetzten Instrumentalwechselspielen
hin und her schwankt. Zum Abschluss gleitet dann eine getragene
Santur-Kammerjazz-Version von Robert Wyatts "Mass Medium" (vom Album "Old
Rottenhat") aus den Boxen.
Ein weltumfassendes Gemenge an unkonventionellem,
etwas verrücktem, dicht verwobenem, aber durchaus rundem und wunderbar
transparent produziertem Klang ist auf "Sha Tab" zu finden, das auf sehr
sympathische Art und Weise einen ganz eigenen, locker-eindringlichen
Charakter entfaltet. Ich variiere einfach mein Fazit zu "Sha" und wende
es hier wieder an: Wer einmal etwas anderes hören möchte, wer exotische
und anspruchsvolle Klänge schätzt, der sollte in "Shab Tab" dringend
einmal reinhören!
Newsletter Mai 2012, Rec Rec Shop
Vom schwedischen Klangzauberer und
Melodien-Erfinder Lars Hollmer gibt es ein letztes posthumes Album "With
Floury Hand", liebevoll zusammengestellt von seinem Sohn. Dazu
über 60 Minuten Bildmaterial von 2008, neben einem französischen
Festival kommt zum Schluss auch eine winzige Kulturbeiz aus der
Ostschweiz zum Zuge, aus einer Ortschaft mit dem schönen Namen
Weite: ein Duo-Auftritt mit Peeni Waali-Begründer Fizzè. Der Rec
Rec-Reporter war natürlich informiert vor Ort - und kam gar
unbeabsichtigt ins teilweise verwackelte Bild…
aus "Rolling Stone" (Deutschland - Januar 2012)

-
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- Auf Barbara Dennerleins
Januar 2012 Info-Letter fanden wir den freundlichen Link:
-
- Shab Tab
So heißt die neue CD des Schweizer Multiinstrumentalisten Fizzè, der dieses Projekt gemeinsam mit Alan Kushan verwirklicht
hat. Unterstützung holten sich beide bei zahlreichen weiteren Musikern. Und
deshalb wurde die Musikergemeinschaft flugs zur "Peeni Waali All Stars"
ernannt. Hier treffen Hammondorgel auf Milkpots, Tuba und Euphonium auf
Santur, Cello auf Hackbrett. Eine wild erscheinende Mischung, doch fügen
sich die unterschiedlichen Klänge auf magische Weise harmonisch ineinander.
Barbara Dennerlein wirkte beim Titelstück und bei einem weiteren Titel mit.
Die CD ist direkt beim
Originator erhältlich. Und es gibt zum reinhören und anschauen
ein Video.
Peeni
Waali ist wohl Fizzè (siehe
Kulu/Manoeuvres),
ein Gewächs der Schweizer RIO-Folk-Szene, die um die ehemaligen Mitglieder von
Debile Menthol entstanden ist (siehe auch
L'Ensemble Rayé und
Nimal). Schildpatt ist vermutlich Roland Schiltknecht, oder Gabriel
Schiltknecht, oder beide. "Sha" ist jedenfalls das neueste Werk von Fizzè und
den Schildknechts. Aufgenommen wurde das Album, so steht's innen im Digipack, im
Mensch Studio in Weite, im Haus der Schildknechts, in den Alpen, in Jamaika, in
Paris, in Ghana, in Hongkong, in England, in München, in Neuchatel und noch an
einigen anderen, inzwischen vergessenen Orten. Auch die große Zahl an Musikern
die hier beteiligt waren (auch wenn die meisten nur in ein oder zwei Nummern
auftauchen) belegt, dass hier eine außergewöhnliche Mischung geboten wird.Als
progressiven World-Jazzrock würde ich die Musik von Peeni Waali vs. Schildpatt
bezeichnen. Exotisches, Jazz, Rock, Ambientklänge und Alpenfolklore werden hier
vermengt, versehen mit einem Schuss Polkakammerrock, Dub, Reggae,
Improvisiertem, RIO und Drum & Bass. Bass und recht viel Perkussion treiben die
Nummern voran. Dazu erklingen allerlei seltsame und weniger seltsame
Instrumente, die sich mitunter in den Vordergrund arbeiten (und das dann sehr
virtuos), bzw. sich klangfüllend eher im Hintergrund aufhalten: Hackbrett,
Santur (auch eine Art Hackbrett), Alphorn, Akkordeon, Hammondorgel, E-Gitarre,
Sax, Flöte, Posaune, Cello, Violine, Didgeridoo, Mandoline, Ukulele und einige
mehr. Gesungen und gesprochen wird auch gelegentlich, insbesondere von einer
Gruppe mongolischer Kehlkopfsänger. Schließlich gibt es noch diverse Sounds und
Geräusche, Soundscapes und Tierlaute (und natürlich echtes Schweizer
Kuhglockengebimmel) zu hören. Das Ergebnis ist eine sehr druckvoll und
ausgewogen produzierte Mischung aus Jazz, Rock und Folkloristischem, welches mal
asiatisch, mal afrikanisch, mal irisch-gälisch, mal alpenländisch beeinflusst zu
sein scheint. Fast immer zu hören ist das Hackbrett von Roland Schildknecht, mit
seinen charakteristischen, perlenden und gehämmerten Saitenklängen. Das ergibt
ausgesprochen interessante Kontraste, z.B. in "Sha-King Reggae", wenn zu
Reggaerhythmen gehackt wird. Sehr gut kommen auch die Stellen, in denen Peter
Gisler mit dem Alphorn dazwischentutet, in "Tierfehd City" z.B., in dem
Akkordeon, Didgeridoo und Alphorn für sonores Röhren sorgen.
Ethnojazzrock, Worldprog, Ambientfolklore ... so etwas in der Art machen
Fizzè und Kollegen hier. Sehr klangvoll, locker und abwechslungsreich, ja
spannend ist das Ganze jedenfalls. Durchaus melodiös noch dazu, gut anhörbar,
auch wenn ich weiter oben etwas von Improvisiertem und RIO geschrieben habe.
Kurzum: Wer einmal etwas anderes hören möchte, wer exotische Klänge schätzt,
anspruchsvoll und jazzig-rockend dargeboten, der sollte hier einmal reinhören!
Ach ja, fast hätte ich's vergessen! "Sha Zoo" wird auch konservative Progger
zum Schmunzeln bringen. In dieser "Hommage to Gentle Giant" sind unzählige
Fragmente und Fitzelchen aus Stücken der großen Band verwoben. Zudem röhrt hier
Barbara Dennerleins Hammond wunderbar nach Vintage-Art. Tolles Stück! Tolle
Platte!
-
- über SHA
- Die drei ersten Titel knüpfen persisch/arabische (?) und schweizer ("Grüezzi")
Klänge zu einem herrlichen, leicht groovenden Klangbild, dem ich unbegrenzt
zuhören kann. Ein Orgelsolo von Barbara Dennerlein, ein Sax-Solo von Steve
Gregory, die beiden Hackbretter persischer (Alan Kushan auf der Santur) und
schweizer Provenienz (Roland Schildknecht), alles passt, ist spannend
gemischt (Fizzès Spezialität) und fließt in einem völlig entspannten Strom
ins Ohr hinein.
- Dann kommen ein Balafon und westafrikanische Klänge (auf Balakan) hinzu;
kaum hat man den Wechsel der Klangfarben registriert, spielt Fizzé ein
eingängiges, sehr europäisches Flötensolo in den Track hinein, bei dem man
sich einen Reigentanz unter der Linde vorstellen mag, ein liebender Meister
(Ljubo Majstorovic) spielt Gitarre ...Balakan ist toll.
- Der Klasiker von Peeni Waali darf nicht fehlen und folgt,
selbstverständlich wieder in neuem Mix: "Beacon
Of Hope", mit LKJs Stimme,
Ricos Horn ... Diesmal über 7 Minuten ... mit allem, was man sich
wünschen kann. Es gewinnt an Fahrt, zunächst unmerklich, dann mit Barbara
Dennerleins Hammond mehr - dann mit Ricos Horn stoppt der Drive, Johnson
spricht sein Gedicht vor dem Klang von Flöte und Hackbrett, der
Drive kehrt zurück, Akkordeon stimmt ein in den Jubel bis die Posaune von
Rico dem ganzen die Krönung verleiht. Die beste Version - so far!
- "Cliché
Alpum" beginnt, wo Beacon endete, mit Ricos Horn, untermalt von
Kuhglocken, dann stimmen Hackbrett und Jodler eine kleine Melodie an gegen
die dann eine ebenso kleine arabische Melodie gesetzt wird. So harmonisch,
Integration perfekt!
- Nach "Tannz(apfel)" folgt "Sha-King Reggae", dem Rico einen markanten
Tupfer aufsetzen kann. Daniel Spahni, der auch auf Lee Perry's letztem Album
die Drums spielte, ist für den federleichten Rhythmus zuständig.
- Es folgen die sog. Bonustracks: Tribal Tunsch's Hokus Pokus, eine lange
Version von Der mit dem Derwisch tanzt (kann gar nicht lang genug sein), und
dann schließlich Alpini Waali, ein ganz hübsches, kleines Stückchen
Fizzè'scher Spielerei zum Abschluss.
- Warum gibt's das nicht alle 3 statt alle 6 Jahre?
- - braunov, Jan. 2007
9. Peeni Waali
- Skarab
In der taz wurde die CD "The Dawn Of
Peeni Waali" (1990) als Platte des Jahrhunderts bezeichnet. Oder wie Fizzè sagen
würde: gerügt... Mehr über Fizzè und sein Projekt Peeni Waali erfährt man hier:
http://www.mensch3000.ch. CD's kann man von ihm nur
über diese Mailadresse erhalten. (Schweiz)
Der Muezzin stammt übrigens aus Dschidda (Saudi Arabien). Anfang der 80er nahm
Fizzè ihn dort auf einem Marktplatz auf. Mitte der 90er hatte Fizzè tatsächlich
die Gelegenheit, dem Muezzin dieses Stück vorzuspielen. Er war über diese
"Gotteslästerung" empört. Es ist ein weiter Weg zur Verständigung zwischen den
Menschen auf dieser Welt... Den Baß spielt übrigens Robbie Shakespeare, den man
auf jeder zweiten Platte findet ;-). Zum Beispiel oft bei den Rolling Stones.
The Eve of Peeni Waali
by Mr. Braunov,
1/2000
Der Leuchtkäfer flog aus Jamaika in die
Schweiz und brachte eine Trilogie von Platten hervor, die mit dieser
jüngsten Veröffentlichung (vorläufig) abgeschlossen wurde. Die Musik, die
hier zusammenfloss, ist nichts anderes als großartige, mit einem Reggaebeat
unterlegte Weltmusik. Wer sonst hat schon Titel von Dylan und George
Brassens hintereinandergekoppelt, Reggae mit Schweizer Käse („Emmentaler Dep“)
verknüpft und alles mit arabischem Straßenlärm unterlegt?
Peeni Waali entstand Ende der achtziger
Jahre, als Fizzé, eine schweizer Reggaeformation, die
Heart Beat Band, produzieren sollte, aber keine Ahnung von Reggae hatte. Er
reiste kurzentschlossen nach Kingston und spielte über früher aufgenommene
Basictracks in den MusicWorks, Penthouse und Mixing Lab Studios Spuren mit
Musikern wie Dean Fraser (sax), Robbie Shakespeare (b), Rico (tb) und
Deadley Headley (sax) ein.
Rico Rodriguez folgte in die Schweiz und
im Laufe der Jahre viele weitere Musiker, von Linton Kwesi Johnson über
Barbara Dennerlein bis zu Georgie Fame. Nur Lee Perry selbst musste nicht
weit anreisen, um seine Kommentare über die Tracks zu verstreuen.
The Eve of Peeni
Waali versammelt einen
atemberaubenden Mix aus dem über Jahre gesammelten Material. Neue Titel
werden ergänzt durch Neuabmischungen und Dubversions älterer Aufnahmen. „Beacon
of Hope“, das Lied über Peeni Waali, wie der Leuchtkäfer in Jamaika
genannt wird, mit LKJ, der Dennis Bovell Dub Band und Rico’s Posaune. Es
gibt eine Wiederbegegnung mit „Rockaman
Soul“, einem Titel, der abgeleitet vom Gospel Rock My Soul um 1960
in Jamaika erstmals für Furore sorgte, ebenso wie eine
Wiederveröffentlichung der Aufnahmen, wegen derer Fizzè 1987 eigentlich nach
Jamaika gereist war, die Aufnahmen der 89er Crossroads-Maxi der Heart Beat
Band feat. Rico. CD1 öffnet mit Alton Ellis‘ Klassiker „I’m Still In Love
With You“, gefolgt von „Beautiful Lady“, bei dem die Hornsection
gleich doppelt besetzt ist: auf der einen Seite liefern Rico und Deadley
Headley ihre eingespielten, weichen Linien, denen auf der anderen Dean
Fraser’s Solo auf dem Altsaxophon gegenübersteht. „Game“ eröffnet
CD2: die Komposition von Fizzè wird beflügelt von Barbara Dennerlein‘s
Hammond B3 Orgelspiel sowie dem Gleichklang von Jodel und jamaikanischer
Posaune über einem Reggae-Riddim. Da das alles ebenso unvorstellbar ist wie
das, was Lee Perry über die Schweiz und diese Musik zu sinnieren hat, sollte
man sie sich anhören.
(Bezug der CDs direkt über
www.mensch3000.ch)
- Mr. Braunov, 19.1.2000
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gesehen auf
Swiss Music News:
Fizzè hat es geschafft: sechs Jahre nach Veröffentlichung des
schweizerisch-jamaicanischen Meisterwerkes «Peeni Waali» (Leuchtkäfer) hat der
Initiant und Produzent die Fortsetzung des auf
Kulturaustausch und Klangvielfalt ausgelegten Gemeinschaftsprojektes im Kasten.
«The Return of Peeni Waali» wurde von nicht weniger als 44 Interpreten
eingespielt, darunter Taj Mahal, Linton Kwesi Johnson, Rico Rodriguez, Lee
Scratch Perry, eine fantastische Barbara Dennerlein oder Gilles ‘Dizzi’ Rieder). Eine Pre-Release-Edition gibt’s bei
Fizzès Firma Mensch Music (Tel.: 081-783 33 69), eine gekürzte internationale
Fassung soll auf dem britischen Label LKJ erscheinen, ein CH-Vertrieb wird noch
gesucht.
Nach der 1991 erschienenen ersten CD von Peeni Waali («The
Dawn Of...») und der einer Fortsetzung 1997 («The Return») hat Mastermind ‚Fizzè‘ ein weiteres Oeuvre vorbereitet. Immerhin konnte er hierfür auf
zahllose unfertige Aufnahmen früherer Sessions zurückgreifen, andererseits haben
sich seither auch einige neue Ideen angesammelt. Diese wurden wiederum mit einer
grossen Zahl von Mitwirkenden aus der ganzen Welt realisiert und zu einer mal
lüpfigen, mal psychedelisch anmutenden, mal queren und dann wieder – Reggae und
Dub sei Dank - sehr eingängigen Melange aufbereitet. Für Überraschungen ist
jedenfalls gesorgt und auch für auskriechende Spielzeit, wird diese Trilogie
doch mit einer Doppel-CD abgeschlossen.
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Wer Rico, LKJ (Linton Kwesi Johnson), Robbie Shakespeare,
Barbara Dennerlein und und und mag, sollte unbedingt einen Blick auf das Peeni
Waali-Projekt des Schweizers Fizzè werfen. Der war übrigens zeitweise Produzent
von Gentle Giant (auch so eine mittlerweile zu Unrecht vergessene Band).
Die CD's von ihm gibt's nicht im Handel, sondern nur direkt bei
Mensch Music zu bestellen. Aber es lohnt
sich absolut. Die "Return Of The Peeni Waali" wurde übrigens von der taz als
Platte des Jahrhunderts bezeichnet (was auch immer das heißen soll). Darauf
befindet sich der geniale Opener "Nice Time" mit Lee "Scratch" Perry - ein
Reggae-Stück mit Schweizer-Folklore-Elementen.
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aus dem Bestellkatalog vom besten Plattenshop der Schweiz (RecRec
Zürich) und hoi Veit!
FIZZE
/ DIZZI Kulu /Manoeuvres
(80-87/96) 32.00
73:59/24. Mit "Kulu Hatha Mamnua" (80-85) hat FIZZE aka PEENI
WAALI aka MENSCH MUSIC sehr schön die Stimmung der MADE TO MEASURE-Serie auf
Crammed Records eingefangen. Dieses frühe Dokument einer universellen ‚World
Music‘ aus der Schweiz geht eindeutig musikalisch in dieselbe Richtung. Es ist
dann auch kein Zufall, dass FIZZE die beiden Stücke "Odessa" (AKSAK MABOUL) und
"Tonöga" (LARS HOLLMER) covert. – Gekoppelt mit "Manoeuvres D’Automne" (87) von
GILLES-V. ‚DIZZI‘ RIEDER, damals bei DEBILE MENTHOL, heute bei HALF JAPANESE.
Sein Album ist dunkler & dramatischer, mit sehr mitreissenden Passagen. Zwei
Platten, auf dieser CD in der Songfolge durcheinandergemischt, die aber bestens
miteinander harmonisieren. Mit 6 Bonustracks Limited Edition!
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